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8. Juli 2025:15:00Hl. Messe

Zeltingen-Rachtig, OT Zeltingen:Kapelle im Josefshaus

Kunibertstraße 10
54492 Zeltingen-Rachtig
Zeltingen Josefshaus 4

Eine bewegte Geschichte hat das Zeltinger Josefshaus hinter sich - in der Kapelle werden auch heute noch Gottesdienste gefeiert!

In der Kunibertstraße in Zeltingen steht ein schlichtes, aber geschmackvoll gestaltetes Haus mit auffallenden grünen Fensterläden, über dessen Eingang der Schriftzug "Josefshaus" angebracht ist. Was hat es mit dieser Immobilie im betriebsamen Weinort auf sich?

Das Josefshaus hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die Karlheinz Moseler in der Festschrift "200 Jahre Pfarrei St. Stephanus" (2003) zusammengestellt hat.

1884 regte der Dorfarzt Dr. Wilhelm Arnold Brockes eine Spendensammlung an, um ein Nonnenkloster "zum Zweck der Krankenpflege und der Verwahrung kleiner Kinder" in Zeltingen einzurichten Bereits 1886 wurde ein zum Kauf stehendes Gebäude aus dem Jahr 1708 zu diesem Zwecke erworben und der Zeltinger Pfarrer Peter Reinhard bat die Franziskanerinnen von Waldbreitbach, in Zeltingen eine Filiale zu errichten. Am 20. Juni 1887 konnten dann nach der bischöflichen Genehmigung vier Schwestern in Zeltingen ihren Einzug halten. Sie richteten eine ambulante Krankenpflege, eine Kinderverwahranstalt und auch eine Nähschule ein. Die Tätigkeit der Nonnen wurde im Ort sehr geschätzt und honoriert, binnen kurzer Zeit wurde die Zahl der Schwestern auf acht verdoppelt. Bei der Typhus-Epidemie 1919 pflegten die Nonnen 20 Kranke im Kloster.

Pläne von 1911 zum Bau eines Krankenhauses neben dem Kloster konnten wegen des ersten Weltkrieges nicht realisiert werden, aber 1921 wurde eine Kapelle genehmigt und am 6. Juni in Betrieb genommen.

Die Nazis schlossen 1939 die Nähschule und 1940 auch den Kindergarten, dessen Aufgabe in Trägerschaft der NS-Volkswohlfahrt in einem anderen Haus fortgeführt wurde. Nach dem Kriegsende wurden diese Tätigkeiten der Nonnen im Juli 1945 wieder aufgenommen.

Im Laufe der Jahre stießen die räumlichen Verhältnisse im alten Gebäude an ihre Grenzen; so beschloss man 1955 den Abriss des Altgebäudes und einen Neubau mit Kindergarten, Kapelle, Nähstube und Altersheim, den Kirchen- und Ortsgemeinde zusammen ausführten. So entstand 1955 das Gebäude, das wir noch heute vor uns sehen. 1956 erhielten die Schwestern eine 85 kg schwere Bronzeglocke von Mark (Brockscheid) mit der Inschrift "Sankt Josef steh uns bei, hilf uns treu, daß uns Gott barmherzig sei", 1965 wurde der Kindergarten mit einem Flachdachanbau sowie der Spielplatz erweitert. Ein Jahr später fanden drei Schwestern aus dem aufgelösten Lieserer Krankenhaus, ebenfalls von Franziskanerinnen betrieben, ihre neue Heimat im Josefshaus.

Das Jahr 1973 brachte dann eine erste Zäsur im Zeltinger Klösterchen mit sich: Der Betrieb des Altenheims wurde wie die Einrichtungen in Kröv und Ürzig dem Caritasverband angegliedert; die häusliche Pflege hingegen wurde noch weiter von den Schwestern ausgeführt.

Wegen Nachwuchsmangel mussten die Franziskanerinnen jedoch in den Folgejahren die Niederlassung Zeltingen aufkündigen - am 27. August 1977 wurden die im Ort sehr geschätzten Schwestern mit Wehmut von der Bevölkerung verabschiedet. Der Kindergarten wurde anschließend in die Trägerschaft der Kirchengemeinde überführt. 1988 schloss man das Altersheim, das mit seinen 15 Heimplätzen vom Betreiber als unwirtschaftlich eingestuft worden war. In den 90er Jahren erfolgte eine grundlegende Sanierung des Kindergartens; parallel wurden in dem Gebäude bereits einige Räume als Pfarrheim genutzt.

2014 beschloss die Doppelgemeinde Zeltingen-Rachtig den Neubau der zwischen den beiden Ortsteilen gelegenen Kindertagesstätte "Rebengarten", der die in die Jahre gekommenen Kindergärten St. Joseph in Zeltingen und St. Marien in Rachtig ersetzen sollte. Bemerkenswert, dass auch das daraufhin 2016/17 erbaute Gebäude nun nach nicht einmal zehn Jahren aufgrund der gestiegenen Anforderungen und der ausgeweiteten Betreuungsmöglichkeiten durch einen Neubau ersetzt werden soll ...

Indes knüpft seit März 2022 eine im Erdgeschoss des Josefshauses befindliche Tagespflege, die als Besonderheit auch acht Pflegebetten für eine Nachtpflege bereithält, an die Tradition des Hauses an und bietet in diesem Bereich eine wichtige Versorgungsfunktion für die Gemeinde. Im Obergeschoss befinden sich von der Pfarrgemeinde genutzte Räume, die derzeit teilweise renoviert werden.

Die ebenfalls dort befindliche Kapelle ist ein schlichter Saal mit gebogener Holzdecke. Er bietet ca. 30 Plätze für Besucher und zeigt schöne Glasfenster der acht Seligpreisungen aus der Bergpredigt, zu denen Bruno Cones ein CO-MESsage-Video erstellt hat. Regelmäßig finden derzeit dort dienstags Gottesdienste für die Pfarrgemeinde Bernkastel-Kues St. Nikolaus bzw. den Pfarrbezirk St. Stephanus Zeltingen statt.