Romanik
Nur wenige Bauten geben in unserem Pastoralen Raum heute noch Zeugnis dieser Epoche. Das älteste sakrale Bauwerk in unserem Pastoralen Raum ist unzweifelhaft der aus dem 11. Jahrhundert stammende Campanile in Brauneberg-Filzen, der vom um 1030 entstandenen Westwerk des Trierer Doms beeinflusst wurde. Mehr als 100 Jahre später wurde der Glockenturm der Kirche in Neumagen errichtet, der in seinen unteren Geschossen noch von dem 1190 datierten Kirchbau stammt.
Der östlich an die barocke Walholzkirche anschließende Turm, der zu 2/3 seiner Höhe noch von der 1228 erstmalig erwähnten Vorgängerkirche stammt, hat ursprünglich als Chorturm gedient und ist damit der einzige in unserem Raum erhaltene Vertreter eines in Hunsrück und Eifel beliebten Bautypus.
Hochgotik
St. Michael in Bernkastel ist der bedeutendste Bau der Hochgotik in unserem Raum und die einzige im Moselland bis heute erhalten gebliebene einheitliche Anlage des 14. Jahrhunderts in diesem Stil. Der zeitgleich auch als Wehrturm erbaute Kirchturm zeigt in seinen romanischen Einzelformen ein bewusstes Weiterverwenden alter Stile.
Gleich daran anschließend, also auch aus dem 14. Jahrhundert stammend, und mit St. Michael sowie untereinander verwandt verdienen die hochgotischen Chorbauten von St. Cuno in Morbach-Morscheid, der Peterskapelle in Neumagen und der Peter-und-Paul-Kirche in Heinzerath - bei letzterer mit einem Turm aus dem 13. Jahrhundert und einem Schiff aus dem 16. Jahrhundert eine malerische Baugruppe bildend - Erwähnung.
Spätgotik
Das Mitte des 15. Jahrhunderts erbaute Cusanusstift ist ein Höhepunkt der Spätgotik im gesamten Moselland. Seine als Einstützenraum konzipierte Kapelle wurde mit ihrer von Nikolaus von Kues wohl aus dem böhmischen und österreichischen Raum “importierten” Bauweise stilbildend für viele Kirchbauten dieser Zeit im Eifel-Mosel-Hunsrück-Raum, so z.B. für St. Simon und Juda in Graach (15. Jh.). Auch Alt St. Vitus in Lösnich, von dem nur noch der 1639 neu gewölbte und heute als Friedhofskapelle genutzte Chorraum vorhanden ist, und die Allerheiligenkapelle in Piesport-Müstert von 1553, die 1680 verändert wurde, stammen aus der Spätgotik.
17. Jahrhundert
Aus diesem Jahrhundert stammt die Kapelle St. Nikolaus in Piesport-Reinsport (1616), die einschiffige Klosterkirche in Machern (Mitte 17. Jh.), deren Langhaus heute mit einer Zwischendecke versehen als Festsaal genutzt wird und deren Altarraum mit dem gewaltigen Hochaltar erhalten ist, weiterhin die in Renovierung befindliche, derzeit nicht zugängliche Kirche (Alt) St. Johannes in Morbach-Hinzerath (1669) und die Kapelle im Josefshof in Graach (1672). Die Heiliggeistkirche in Bernkastel von 1673 nimmt in unserem Pastoralen Raum durch die an evangelische Kirchen erinnernde dreiseitige Empore eine Sonderstellung ein. An St. Michael in Bernkastel wurde die sogenannte Kneipsche Kapelle und eine Sakristei im Renaissancestil angebaut.
Barock
Im 18. Jahrhundert setzte im Moselland eine rege Bautätigkeit ein. Es entstanden neu im Jahr 1713 der Chorbau von St. Stephanus in Wintrich (1825 Schiff erneuert), 1718 die Paulskirche mit Eremitage in Lieser, 1720 St. Anna in Erden und St. Stephanus in Zeltingen (Chor aus dem 17. Jh.), 1723 St. Martin in Piesport-Niederemmel, 1724 die ehemalige Klosterkirche in Brauneberg-Filzen und ein Jahr später der mit 64,50 m höchste Kirchturm im Pastoralen Raum in Rachtig (Hofbaumeister Philipp Honorius Ravensteyn).
Weiterhin brachte der Barockstil die Kirchen von Morbach-Wenigerath (1753), deren Empore aus dem 17. Jhdt. wie die der Kirche in Hinzerath noch spätgotisches Maßwerk zeigt, Kesten (1756), Noviand (1756 von Hofbaumeister Johannes Seiz), Morbach-Wederath (1758), die Walholzkirche (1760) und St. Wendalinus in Morbach-Rapperath (1765) hervor. Die stattliche Landkirche St. Paulinus in Morbach-Bischofsdhron (Johannes und Andreas Seiz 1769) ist durch ihre qualitätvolle einheitliche Ausstattung bedeutend. Bemerkenswert drei (ursprünglich vier) ähnliche Kapellen in Morbach-Hoxel, Morbach-Odert und Morbach-Wolzburg, die alle 1770 entstanden. Kurz danach wurde die Kirche in Osann (1772), die ehemalige Hauskapelle des kurpfälzischen Oberamtmannsgebäude in Mülheim (1773), die als Simultaneum heute mit Trennwand ausgestattete Kirche in Brauneberg (1777) sowie die schönste Rokokokirche in weitem Umkreis errichtet: St. Michael in Piesport, 1777 vom Tiroler Baumeister Paul Miller erstellt, ist wegen seiner drei monumentalen Deckengemälde ("Piesporter Himmel") bekannt. Auch die Kirchen von Lieser (nach Plänen von Johannes Seiz 1782), Kommen (1784), Kues (1784), Monzel (1787), Monzelfeld (1788) und der geräumige Kirchbau von Neumagen (1793) wurden im Barockstil erstellt.
Die meisten dieser in der Barockzeit entstandenen Kirchenbauten sind recht einfach gehaltene schiefergedeckte Saalkirchen mit (West-)Turm. Bis heute hat sich eine Vielzahl der barocken Ausstattungsgegenstände erhalten.
19. Jahrhundert / Klassizismus
Die Kirchen von Gornhausen (1824) und Morbach-Merscheid (1827) sind schlichte Saalbauten, die noch an die am 18. Jahrhundert errichteten Kirchen erinnern. Im klassizistischen Stil wurden dann die reich ausgestattete und ausgemalte Kirche in Maring (1829) und St. Anna in Morbach (1834) errichtet. Bezüglich der geräumigen Kirche von St. Johannes in Minheim (1842) spricht Georg Dehio von einer "klassizistisch gebundenen Neogotik".
Historismus
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte eine neuerliche Bauwelle ein. Im Zeitalter des Historismus zitierten die Architekten die Stile vergangener Jahrhunderte wie z.B. Romanik und Gotik.
Neoromanik
Die Kirche von Morbach-Morscheid aus dem Jahr 1854 ist ein schlichter Bruchsteinbau im Rundbogenstil, die im 20. Jahrhundert eine gefaltete Holzdecke erhielt. St. Anna in Morbach wurde um einen neoromanischen Kirchturm ergänzt. Der großvolumige dreischiffige Bau von St. Marien in Rachtig (1906), die mit einem beeindruckenden Christusgemälde im Altarraum geschmückte Kapelle in Burgen von 1908 sowie die später von "Malerpastor" März komplett ausgemalte Waldkapelle in Erden (1923) sind ebenfalls Vertreter der Neoromanik.
Neogotik
Eine Vielzahl von Kirchen in diesem Stil prägt bis heute unsere Kulturlandschaft. So entstand in der beengten Ortslage von Ürzig 1867 ein interessanter Zentralbau. Es folgte im gleichen Jahr eine groß angelegte dreischiffige Halle im Nachbarort Wehlen. Das ehemalige Kloster - heute Altersheim - in Bernkastel, nach einer Feuersbrunst neu aufgebaut, erhielt 1872 eine reich ausgemalte Hauskapelle mit Empore, Horath im selben Jahr einen einschiffigen Bau mit geradem Chorschluss. Weitere einschiffige Bauten entstanden 1880 in Morbach-Gonzerath, unverputzt wirkungsvoll auf einer Anhöhe mitten im Dorf gelegen, und in Lösnich, wo sehr schöne Kirchenfenster aus der Zeit um 1900 erhalten geblieben sind. Weiter wurde 1885 in Veldenz eine größere katholische Kirche, die ein dort existierendes Simultaneum beendete, in Morbach-Riedenburg 1889 nach einem Feuer (Blitzschlag) eine neue Kapelle und in Morbach-Hundheim 1893 eine einschiffige Kirche errichtet.
In Graach erweiterte man 1904 den spätgotischen, schon oben erwähnten Raum aufwendig mit einem Anbau, dessen Zentralraum ein weites Sterngewölbe aufweist. Für die Neubauten in Morbach-Hunolstein (1909) und Dhron (1910) fand man ebenfalls interessante Grundrisslösungen: Ersterer ist ein in den vorderen beiden Jochen querhausartig geweiteter Saalbau mit Fassadendachreiter, die Kirche in Dhron, malerisch auf einer Dhroninsel gelegen, stellt dagegen die einzige neogotische Querhausbasilika in unserem Pastoralen Raum (mit Fassadenflankenturm) dar. Auch eine Wegekapelle in Wehlen aus dem Jahr 1905 wurde recht aufwendig im neogotischen Stil errichtet.
Neobarock
Einziger Kirchenneubau im neobarocken Stil ist die geräumige Kirche St. Kunibert in Morbach-Haag aus dem Jahr 1926.
Kirchenerweiterungen
Das Bevölkerungswachstum ab dem 19. Jahrhundert und der im 20. Jahrhundert gewonnene Wohlstand führte wie andernorts auch in vielen Gemeinden unseres Pastoralen Raumes zu Erweiterungen der Kirchenräume.
St. Briktius in Kues wurde 1922 geschmackvoll im vorderen Bereich des Kirchenschiffs um zwei Seitenschiffe erweitert. In Piesport-Niederemmel (1930) und Morbach (1935) ersetzte man die vorhandenen Chorräume unter Hinzufügung von querhausartigen Erweiterungen durch Neubauten. Die Kirche in Monzel erhielt ab 1954 ein moselseitiges Seitenschiff mit einer weithin auffallenden Fassade, die Bauten in Monzelfeld (ab 1958) und Noviand 1966 geräumige neue Chorräume mit Querschiff. Während die Erweiterung in Morbach-Gutenthal (1957) einem Kirchenneubau gleichkommt und nur den Turm und eine Seite des Langhauses aus dem alten Bau verwendet, ist die Kirchenerweiterung in Morbach-Wederath (ab 1963) unauffällig und verlängert lediglich die Barockkirche. In Morbach-Merscheid wird die großzügige Erweiterung von 1970 als Hauptschiff genutzt, das barocke Langhaus wurde damals zum Querhaus der Anlage umfunktioniert.
Neuzeit
Recht unkonventionelle Lösungen ergaben sich in Brauneberg-Hirzlei, wo man 1953 eine zuletzt als Feuerwehrhaus genutzte ehemalige Schule zu einer geschmackvollen kleinen Kapelle einrichtete, und im letzten Jahrzehnt in Neumagen-Papiermühle, wo man die Kapelle von 1954 zu einem multifunktionell nutzbaren Gebäude umbaute.
Während die Marienkapelle in Morbach und die Kapelle in Morbach-Elzerath, beide 1954 errichtet, eher konventionelle, schlichte Gebäude darstellen, sind die geräumige Hallenkirche in Morbach-Hinzerath von 1959 mit ihren zahlreichen in Beton gefassten kleinen Fenstern, die zu Gunsten der Renovierung des aus dem 17. Jahrhundert stammenden Vorgängerbaus leider aufgegeben werden muss, und die bereits 2018 abgebrochene Marienkirche in Kues von 1963, auf einem spitz zulaufenden Hanggrundstück mit einem freistehenden Glockenturm entwickelt, typische Bauten der modernen Kirchenarchitektur des 20. Jahrhunderts. 1965 erhielt Morbach-Weiperath eine neue Kapelle mit einem wuchtigen Chorturm. Die Kapelle im 1966 errichteten Zweckbau des Krankenhaus Kues ist ein ganz schlichter Andachtsraum, aufwendig hingegen der Neubau eines breiten Kirchenschiffs in Longkamp von Karl Peter Böhr mit tief heruntergezogener Holzdecke, der 1967 zwischen einem barocken Chorraum und einem Kirchturm aus dem 19. Jahrhundert errichtet wurde.
In den letzten Jahrzehnten wurden noch einige kleinere Wegekapellen wie z.B. in Minheim und Morbach-Gonzerath in unterschiedlichen Stilen errichtet.
Martin Schmitz, 2024