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Ürzig:Kirche St. Maternus

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Als neogotischer Zentralbau und als Kirche, die Maternus, dem frühen Bischof von Trier, geweiht ist, besitzt die im engen Zentrum von Ürzig gelegene Kirche gleich zwei Alleinstellungsmerkmale für unseren Pastoralen Raum.

Gleich mehrere der derzeitigen deutschen katholischen Bischöfe sind durch ihr früheres Wirken mit dem Bistum Trier verbunden (Bätzing, Dieser, Genn, Marx, Voderholzer). Doch auch in früheren Zeiten kam es gelegentlich vor, dass Bischöfe nacheinander an mehreren Orten wirkten!

Der heilige Maternus dürfte als eines der frühesten Beispiele gelten. Um 328 gestorben, gilt er als dritter Bischof von Trier, daneben als erster geschichtlich bezeugter Bischof von Köln sowie möglicherweise als Bischof von Tongern, der ältesten belgischen Stadt.

Da Maternus, der im Mittelalter oft bei Rangstreitigkeiten zwischen den Erzbistümern Köln und Trier eine Rolle spielte, unter anderem als Patron für das Gedeihen von Weinreben gilt, passt das seltene Patrozinium durchaus nach Ürzig, wo die einzige Maternuskirche in unserem Pastoralen Raum steht. Übrigens wird das Fest des heiligen Maternus in der katholischen Kirche generell am 14. September gefeiert, in unserem Bistum wie in Aachen, Essen, Köln, Limburg und Straßburg allerdings schon am 11. September.

St. Maternus, ein Bau aus Schieferbruchstein, liegt inmitten des sehr engen Ürziger Dorfkerns. Vom in einem Visitationsprotokoll von 1475 genannten Kirchbau blieb der gotische Westturm der Kirche erhalten, der noch sein ursprüngliches Dreiergeläut aus dem 15. Jahrhundert trägt, eines der bedeutendsten mittelalterlichen Geläute in Rheinland-Pfalz! Nach einer Erneuerung des Schiffes nach 1712 folgte ein kompletter Neubau der Kirche in neogotischen Formen in den Jahren 1866/67 nach Plänen von Bauinspektor Dallmer.

Der Grundriss der Kirche ist interessant, was sicherlich auch der recht beengten Situation in der Ürziger Ortsmitte geschuldet ist: Es handelt sich um einen Zentralbau in Kreuzform – die Arme links und rechts sind wie der Chorraum polygonal geschlossen. Gleich an einer Säule auf der rechten Seite des Zentralraumes ist der Kirchenpatron Maternus zu sehen, wegen der drei Bischofsämter dargestellt mit drei Kirchen.

Von der alten Kirche ist noch der becherförmige gotische Taufstein aus Sandstein erhalten. An der Stelle des Hochaltars ist ein Streifen aus einem Altaraufsatz des 16. Jahrhunderts aus Tuffstein eingemauert, der in Hochreliefs die Verkündigung, die Heimsuchung und die Flucht nach Ägypten zeigt.

Man hat in nachkonziliarer Zeit eine Altarinsel mit Volksaltar recht weit nach vorne bis fast an den Rand der zentralen Vierung gezogen, wodurch im Altarraum ein für kleinere Gemeinden bestuhlter Raum entstand. Damals wäre sicher auch eine radikalere Lösung mit kompletter Neuausrichtung und Bestuhlung der Kirche als Zentralbau, d.h. auf die zentrale Vierung ausgerichtet, denkbar gewesen (vgl. die Liebfrauenkirche in Trier).

Die wunderschöne Orgel von Heinrich Voltmann (Klausen) von 1867, mit 21 Registern ein für eine Dorfgemeinde recht stattliches Werk, wurde 2013 von Orgelbau Hubert Fasen (Oberbettingen) stilgerecht restauriert. Hier und über den auf einer Tafel in der Kirche aufgebrachten QR-Code kann man eine Aufnahme des Instrumentes hören: Organist Josef Thiesen spielt drei Stücke von Johann Nepomuk Hummel (1778-1837).

Bilder eines Teils der Kirchenfenster finden Sie im Wikipedia-Eintrag der Kirche.

Am Außenbau der Kirche ist eine lebensgroße Kreuzigungsgruppe aus dem Jahr 1618 erwähnenswert.

Eine Besonderheit ist das mit der Kirche verbundene Frühmesserhaus aus dem Jahr 1782, ein fünfachsiger Bau mit Mansarddach und Freitreppe. Bis ins letzte Jahrhundert war ein separater Frühmesser (Priester für das Lesen der heiligen Messe am frühen Morgen) in Ürzig tätig. Heute wird das schmucke Gebäude als Pfarrheim genutzt.

Die schöne und sehenswerte Kirche St. Maternus Ürzig, die tagsüber grundsätzlich geöffnet ist, gehört zu der zum 1. Januar 2024 neu gegründeten Pfarrei St. Nikolaus Bernkastel-Kues, leitender Pfarrer ist Georg Moritz (Dienstsitz Kues).

Link zu St. Maternus auf Google Maps

Adresse

St. Maternusstraße 5
54539 Ürzig

Impressionen

15 Bilder