Von der Einheit in der Vielfalt
Nicolaus Cusanus wurde 1401 hier in Kues geboren. Nach seinem Studium machte er sich einen Namen als Jurist und Diplomat. Er wurde 1450 zum Bischof von Brixen ernannt. In dieser Funktion strebte er umfassende Reformen in seinem Bistum an. Anders als andere Bischöfe seiner Zeit verstand er sich nicht nur als Fürst, sondern auch als Seelsorger. Das heißt: Er fühlte sich für die Menschen in seinem Bistum verantwortlich. So hat er etwa diesen Ort hier geschaffen. Besonders durch seine Predigten gab er Zeugnis für das Evangelium.
Eine zentrale These, die Nikolaus von Kues formulierte, heißt: „Die Wahrheit schreit auf den Plätzen“. Das heißt doch: „herausgerufen!“ – „Schritte in die Zukunft wagen“, oder? Dort wo wir Menschen begegnen, lernen wir. Wenn wir mit offenen Augen in die Welt gehen, erfahren wir Gott im Alltag. Neue Formen von Spiritualität und Orte von Kirche entstehen da, wo wir zu den Menschen gehen. Weiter noch: Wir müssen mit den Menschen reden. Was bewegt sie in ihrem Alltag?
Die zweite zentrale These lautet: „Einheit in der Vielfalt“. Meint das nicht: „Wir nehmen Vielfalt als Gottes Geschenk an“? Dort wo wir bereit sind, Neuem offen gegenüberzutreten, entdecken wir Gott in der Vielfalt der Menschen. Da wo wir in den Dialog mit „dem Anderen“ treten, neue Freundschaften knüpfen bereichern wir uns gegenseitig. Das heißt aber auch: Altbewährtes und Neugeschaffenes, Bekanntes und Unbekanntes, meins und deins darf friedlich nebeneinanderstehen.
Nikolaus von Kues war sein Leben lang auf der Suche. Eine Suche, auf der wir, aber auch andere heute noch sind. Da wo wir authentisch Zeugnis geben, können wir uns gegenseitig in unserer Suche bestärken.
Lara Kasel studiert im 5. Semester katholische Theologie an der Theologischen Fakultät in Trier. Sie bereitet sich in einem Vierwochenpraktikum im Pastoralen Raum auf den Beruf der Pastoralreferentin vor. Ihr Impulstext ist entstanden anlässlich der Pastoralkonferenz am 21.3.2023 im Cusanusstift in Bernkastel-Kues.